Herbert Stucky

Vorsitzender von 1967 – 1975

Im Jahre 1967 legte Karl Langenstein altershalber sein Amt als 1. Vorstand nach insgesamt 33 Jahren in jüngere Hände. Herbert Stucky wurde bei der Jahreshauptversammlung am 6.1.1967 zum neuen Vorstand gewählt. Karl Langenstein wurde für sein segensreiches Wirken zum Ehrenvorstand ernannt. Für Herbert Stucky, der seine Aufgabe mit Elan und viel Idealismus und neuen Ideen anging, galt es, zunächst die anhaltenden Erfolge auf dem Jugendsektor weiter auszubauen und zu stabilisieren. Mit seiner Verwaltung, Gustav Bauer als Stellvertreter, weiterhin Karl Faigle als Schriftführer und den auch in ihren Ämtern bestätigten Franz Staudner und Christian Merkle als Kassier und Unterkassier sowie Günter Maag als Musikervorstand, hatte er eine erfahrene Mannschaft zusammen. Der Trend der Rücktritte der “Alten“, die sich einerseits dem neuen Dirigenten, Willi Müller nicht mehr unterordnen wollten bzw. sich den musikalischen Anforderungen nicht mehr gewachsen fühlten, hatte sich fortgesetzt. Hier war der musikalische Wandel vollzogen. Mit dem Dirigenten hatte man den idealen Mann für die Kapelle gewonnen, der sich insbesondere auf dem Gebiet der Jugendarbeit und -ausbildung verdient machte. Zahlreiche Auszeichnungen bei Wertungs- und Kritikspielen in den folgenden Jahren sowie Studioaufnahmen 1968 beim SDR in Karlsruhe sollten der verdiente Lohn seiner unermüdlichen Arbeit sein. So kehrte man z.B. am 27.5.1973 vom Wertungsspielen beim Verbandsmusikfest in Weingarten mit einem “1. Rang mit Auszeichnung“ in der Mittelstufe zurück. Diesen Erfolg vermochte Willi Müller am selben Tag noch mit dem MV Durlach in der Oberstufe und dem MV Oberweier in der Unterstufe zu wiederholen. Zu Anfang der 70ger Jahre war die Musikkapelle unter Willi Müllers Leitung auf
dem bis heute nicht mehr erreichten Höchststand von 37 Musikern angelangt. Sie nannte sich zwar Seniorenkapelle, setzte sich aber dennoch überwiegend aus jungen und jüngsten Musikern zusammen, eine eigenständige Seniorenkapelle wäre unterbesetzt gewesen.

Das Gasthaus „Krone“ mit seinen Pächtern Willi und Erna Schöckel in den 60ger Jahren sollte sich als das ideale Probenlokal bewähren. Die Familie Schöckel hatte immer ein offenes Ohr und Herz, insbesondere gegenüber den Kindern, die beim Musikverein musizierten. Ständig hatten sie kleine Überraschungen parat und es gab keinen Augenblick, in dem man einen von ihnen schlecht gelaunt gesehen hätte. Eine Anekdote von damals belegt ihre Herzlichkeit. An einem Sonntagmorgen im Winter, die Musiker spielten gelegentlich zum Frühschoppen auf, schickte Willi Schöckel einige Zöglinge zu einem ihm bekannten Metzger im Ort mit dem Auftrag, dort die „Schwartenmagenpresse“ abzuholen. Mit einem Sack voll Alteisenmaterial wurden sie daraufhin wieder zurückgeschickt. Der letzte Empfänger schließlich war Siegfried Doll, die Beteiligten hatten sich inzwischen telefonisch verständigt. Allerdings wurden die Leidgeprüften im Anschluß an diese Odysee vom Urheber Schöckel fürstlich entschädigt. So waren sie, die Schöckels.

Der Lohn für die bisher geleistete Arbeit an die Aktiven und Förderer war 1968 ein Ausflug nach Kössen/Österreich, wo in der Gasthof-Pension ein Abendkonzert abgehalten wurde und zahlreiche begeisterte Zuhörer fand.

Eine kleine Veränderung in der Vorstandschaft brachten die Neuwahlen ein Jahr später. Horst Leipert wurde 2. Vorstand, Jürgen Bauer Musi-kervorstand. Das 50-jährige Jubiläum 1970 wurde geplant und ein Festausschuß gewählt. Diese Jubiläumsfeier, wo zahlreiche Kapellen am 19. Juli beim Sternmarsch mitwirkten, wurde als Bezirksmusikfest gefeiert und stellte einen weiteren Höhepunkt in den Vereinsanalen dar. Wie damals üblich, wurden diese Feste mit der Verpflichtung verknüpft, gleichzeitig die Wertungs- und Kritikspiele des Verbandes abzuhalten. Dieser Form einer für den Verein unwirtschaftlichen Veranstaltung widersetzte sich Herbert Stucky gegenüber der Verbandsgrößen erfolgreich. Der Mitgliederstand war inzwischen bei 99 angelangt. Während seiner Amtszeit trug sich mit Jürgen Braun „Wanninger“ aus Grötzingen auch ein weiterer ständiger Gastmusiker bis weit in die 80ger Jahre als aktiver Musiker ein. Unterkassier Christian Merkle, bis dahin ununterbrochen tätig, war gestorben. Alfred Kummer wurde sein Nachfolger. Auch er sollte dieses Ressort über 15
Jahre hinweg ausfüllen. Als Folge der gezielten wirtschaftlichen Arbeit konnte 1971 auch eine Verdreifachung des Kassenbestandes den Mitgliedern bekanntgegeben werden. In Folge der ständig gestiegenen Ausgaben, insbesondere durch Instrumentenbeschaffung – damals war es noch weitgehend üblich, daß die Instrumente vom Verein zur Verfügung gestellt wurden – mußte jedoch eine Beitragserhöhung von 6,- auf 8,- DM ins Auge gefaßt werden. Diese wurde einstimmig anerkannt.

Maßgeblich beteiligt und die treibende Kraft hierzu aber war Herbert Stucky bei dem Projekt des Festzeltbaues beim Hagwald. Bis dahin stand den Vereinen ein veraltetes, instabiles Zelt, das den Ansprüchen längst nicht mehr gerecht wurde, gemeinsam zur Verfügung. 

In der Nacht vom 30.4. auf den 1.5.71, dem Tag des Maifestes der Musikvereins, wurde das Zelt durch ein verheerendes Gewitter fast vollständig zerstört, so daß das Fest in einem notdürftig reparierten Provisorium abgehalten werden mußte. Die ersten frühen Gäste an diesem Morgen waren die Männer der Freiwilligen Feuerwehr Kleinsteinbach, die an jenem denkwürdigen Tag zur Schadensbeseitigung an der Pfinz und zum Hochwasserschutz eingeteilt waren.

Bei der im Herbst desselben Jahres stattfindenden Vorständeversammlung stellte Herbert Stucky den Antrag zum Kauf eines neuen Zeltgerüstes beziehungsweise ein solches selbst zu  bauen. Die Vorstände des Arbeitergesangvereins „Eintracht“, des Kleintierzuchtvereins und der freiwilligen Feuerwehr Kleinsteinbach stimmten dem Antrag zu und beauftragten ihn mit der Durchführung der Errichtung eines neuen Ge-meinschaftszeltes. Jeder der 4 beteiligten Vereine hatte nun einen Betrag von 1.200,-DM zur Verfügung zu stellen.

Nun galt es, zunächst den Grundstückseigentümer Gerhard Seeger für das Projekt zu gewinnen. Vorstand Herbert Stucky, Schriftführer Karl Faigle und Kassier Franz Staudner konnten Gerhard Seeger überzeugen.

Entsprechend der vorhandenen Mittel machten sich Herbert Stucky und Karl Faigle auf den Weg, um ein geeignetes Objekt zu finden. Bei der Firma Fried in Cleebronn stieß man auf eine Halle, die dem gewünschten Zweck gerecht werden würde. Die Firma Fried erstellte die notwendigen Pläne und sorgte auch für die Genehmigung durch das Landratsamt. Der Preis für das Zeltgerüst ohne Montage und Aufstellung lag bei 8.800,- DM. Während der Genehmigungszeit waren weitere behördliche Hürden zu nehmen. Beim Wasserwirtschaftsamt mußte sich der Musikverein verpflichten, im Falle einer Pfinzbegradigung das Zelt kostenlos zu demontieren, falls diese Maßnahme dadurch notwendig werden müßte. Gerhard Seeger mußte beim Grundbuchamt eine Grundlast zugunsten des Musikvereins eintragen lassen. Herbert Stucky jun. führte während der Bauphase den notwendigen Schriftwechsel mit Behörden und Firmen, um so Karl Faigle zu entlasten.

Die bis dahin angefallenen Kosten wurden aus der Kasse des Musikvereins durch den Kassier Franz Staudner verauslagt. Schon jetzt war abzusehen, daß die vorher eingestellten Mittel bei weitem nicht ausreichen würden. Nun mußte man zusehen, von Lieferfirmen Zuschüsse durch entsprechende Liefer- und Abnahmeverträge zu erhalten. Verhandlungen mit der Brauerei Beckh aus Pforzheim scheiterten. Mit dem Getränkevertrieb Willi Becker und der Schloßquell-Brauerei konnte ein annehmbarer Vertrag ausgehandelt werden. Dank der Zuschüsse von Willi Becker über 6.000,- DM und der Brauerei von 7.000,- DM konnte nun das Zeltgerüst im Spätjahr 1973 für 12.400,- DM von der Firma Fried ohne Arbeitseinsatz der Vereinsmitglieder aufgestellt werden. Grundlage für das Engagement der beiden genannten Lieferfirmen war ein 10-Jahresvertrag, den ersten seiner Art in der Vereinsgeschichte des Musikvereins Kleinsteinbach.

Bald danach wurden Stimmen laut, eine feste Überdachung anzubringen. Wieder nahmen Herbert Stucky und Karl Faigle das Heft in die Hand. Zusammen mit dem Vorstand des Kleintierzuchtvereins, Helmut Fahrer, fuhr man auf Empfehlung der Firma Schneider aus Stupferich, nach Rastatt, wo bei der Firma Jehle eine passende Dachabdeckung für
rund 6.600,- DM bestellt wurde. Um diese finanzielle Mehrbelastung verkraften zu können, ließ man kurzerhand Bausteine drucken. Diese Bausteine in verschiedenen Wertstufen wurden von den Mitgliedern der einzelnen Vereine auch gekauft. Großen Absatz fanden sie auch bei den Stupfericher Geschäftsleuten. Nun war auch die Finanzierung der Dachabdeckung gesichert, welche schließlich im Frühjahr 1974 unter begeisterter Mitwirkung der Mitgliedsvereine montiert wurde.

Für den noch zu erstellenden Seitenanbau als Wirtschaftstrakt wurden von Herbert Stucky schon in der Weihnachtswoche 1973 die notwendigen Fundamente ausgehoben und betoniert. Die Stahlplatten mit Verankerungen fertigte der Vorstand des Arbeitergesangvereins „Eintracht“, Fritz Maag, an. Die stärkeren Rohre für den Seitenanbau besorgte Oskar Kummer bei der Bundesbahn, während die dünneren Rohre der Verstrebungen von der Firma Eisen Vogt aus Pforzheim stammen. Die Überdachung des Seitenanbaues und die Rückwand des Hauptzeltes besorgte wiederum Fritz Maag vom Hammerwerk. Die Schweißarbeiten wurden von Albert Körner, Oskar Kummer und Egon Maag erledigt. Die übrigen Montagearbeiten wurden durch ungezählte Mitglieder aller beteiligten Vereine vorgenommen, deren namentliche Aufzählung nicht möglich ist. 

Nach Durchführung eines gemeinsamen Festes durch die 4 Vereine der Zeltgemeinschaft konnte der Kassier, Franz Staudner die erfreuliche Mitteilung machen, daß in der Endabrechnung jeder Verein nur noch einen Betrag von 176,- DM zu zahlen hatte.

Die Notwendigkeit der Jugendarbeit und Ausbildung erforderte zunehmend ein eigenes Ressort innerhalb der Verwaltung, so daß bei den Wahlen 1975 erstmals das Amt eines Jugendleiters besetzt wurde.

Kurt Kunzmann übernahm diese Aufgabe, wobei ihm seine Erfahrung als Musiker und Dirigent eine wertvolle Hilfe waren und er erfolgversprechend arbeiten konnte.

Der bisherige Probenraum in der „Krone“ war mittlerweile für die stark angewachsene Kapelle zu klein geworden und man mußte sich auf die Suche nach einem geeigneten Ausweichquartier machen. Auch die Anwohner der umliegenden Häuser waren mitunter nicht immer angetan von dem „Probelärm“ so daß ein Umzug nicht mehr länger hinausgeschoben werden konnte. Die ehemaligen Schulräume im gemeindeeigenen Gebäude am Sportplatz schienen die Erwartungen erfüllen zu können. Herbert Stucky trat 1975 mit der Gemeindeverwaltung in Verhandlungen um die Benutzung der Räumlichkeiten zu erreichen.

Nach dieser Zeit übergab Herbert Stucky, der keine größeren Heraus-forderungen mehr sah, das Amt des 1. Vorstandes 1976 in die Hände seines Stellvertreters, Emil Dörfler, nachdem er 1975 nochmals den Vorsitz für ein weiteres Jahr übernommen hatte.