Emil Dörfler

Vorsitzender von 1976 – 1982

Eine neue Herausforderung sollte sich bald danach Emil Dörfler, dem vereinbarungsgemäß am 6.1.1976 gewählten 1. Vorstand, stellen. Die Notwendigkeit eines neuen Probenraumes, die sein Amtsvorgänger schon erkannt hatte, sah auch er. In weiteren Verhandlungen mit dem damaligen Ortsvorsteher Reinhold Seeger und der Gemeindeverwaltung konnte Emil Dörfler die Zusage zur Überlassung der linken unteren Gebäudehälfte des Gemeindegebäudes beim Sportplatz erwirken. Die Räumlichkeiten stellten sich in einem äußerst maroden Zustand dar. In zahllosen freiwilligen Arbeitsstunden wurde der künftige Probenraum für die Bedürfnisse des Musikvereins hergerichtet. Auch die Toilettenanlage mußte wieder in Schuß gebracht werden. Die Bodenuntergründe waren morsch und verfault und mußten komplett herausgerissen und mit einem soliden Estrich versehen werden. 

Während dieser Zeit tat sich auch auf Verbandsebene wieder einiges. Am 7.11.1976 wurde der VOLKSMUSIKVERBAND BADEN-PFALZ aufgelöst. Die Musikvereine der Pfalz schlossen sich dem dort neu gegründeten Landesverband Rheinland-Pfalz an. Die Kapellen im Landkreis Karlsruhe sowie einige Kapellen aus Nachbarkreisen gründeten am 24. April 1977 in Weingarten den heutigen BLASMUSIKVERBAND KARLSRUHE, in dem 7 Bezirke zusammengefaßt sind, darunter auch der Bezirk „PFINZ“ mit seinen Mitgliedsvereinen, MV Berghausen, MV „Harmonie“ Blankenloch, MV „Lyra“ Eggenstein, Frw. Feuerwehrkapelle Jöhlingen, MV Kleinsteinbach, MV Söllingen, MV „Harmonie Spöck, MV Weingarten, MV „Frohsinn“ Wöschbach und MV Wössingen. 

Bei der Jahreshauptversammlung des MV Kleinsteinbach im Januar 1978 konnte der restaurierte Probenraum und die Toilette den Mitgliedern vorgestellt werden.

Die notwendige Einrichtung wurde überwiegend von der Schloßquell-Brauerei zur Verfügung gestellt., was wiederum auf die guten Verbindungen der Getränkehandlung Willi Becker zurückzuführen war. Grundlage hierfür war ein 5-Jahresvertrag über Lieferung und Abnahme von Getränken. 

Ein weiterer Markstein in der Vereinsgeschichte war mit dem Bezug des neuen Gebäudes gesetzt. 

In der erwähnten Jahreshauptversammlung wurde Emil Dörfler in seinem Amt als 1. Vorstand bestätigt. Paul Grimsel jun. wurde sein Stellvertreter. Die übrige Vorstandschaft blieb im wesentlichen bestehen. Eine Beitragserhöhung von 8,- auf 12,- DM wurde diesmal beschlossen. Im selben Jahr machte die Kapelle einen weiteren musikalischen Ausflug, der die Musiker nach Ruderatshofen (Allgäu) führte.

Diese Reise war durch die schon bestehenden Urlaubsverbindungen von Franz Staudner dorthin zustande gekommen. Die herzliche Gastfreundschaft und die bayrische Art zu feiern, begeisterte alle Teilnehmer. Gelegentliche beiderseitige Gegenbesuche vertieften die freundschaftlichen Bande der beiden Musikvereine. Ein „Allgäuer Abend“, mitgestaltet vom MV Ruderatshofen beim 60-jährigen Jubiläumsfest 1980 erwies sich beim Bunten Abend als Attraktion. Überhaupt hatten ab Mitte der 70ger bis weit in die 80ger Jahre diese Bunten Abende ihre Hochkonjunktur und sorgten für volle Zelte bei den Sommerfesten.

Unvergessen bei einem solchen Abend ist der Auftritt von Emil Dörfler in bayrischen Lederhosen geblieben, wo sich seine Manneszierde bei einem allzu heftigen „Schuabladdler“ unter dem Gejohle der Zuschauer von ihm unbemerkt einen Weg ins Freie gebahnt hatte.

Organisatoren dieser Abende waren insbesondere Paul Grimsel jun., bis 1980 als 2. Vorstand im Amt, Gerhard Zanner, der Günter Dolatschek 1979 als Schriftführer abgelöst hatte, Jürgen Bauer, seit 1981 2. Vorstand und Dirigent Werner Armbruster aus Söllingen, der Mitte 1976 die musikalische Leitung von dem in Ehren verabschiedeten Willi Müller übernommen hatte. Ständige Gastspieler in jenen Jahren waren insbesondere Rudi Pfaff, Alfred „Freddy“ Kudlich und später Heinz Müller, der auch als Ausbilder tätig war.

Mit Werner Armbruster hatte sich auch der musikalische Stil geändert und ging in eine modernere Richtung, die von den jungen Musikern mit Begeisterung aufgenommen wurde. Als Tanzmusiker hatte er damit das gängige Klischee der reinen Volksmusik abgeschafft. Infolge der gegenseitigen „Abnutzungserscheinungen“ zwischen Musikern und Dirigent mußte aber 1983, wo die Aktiven nicht mehr genügend motiviert waren ein Arrangement getroffen werden, um eine gedeihliche Zusammenarbeit weierzuführen. Die Verwaltung hatte ein Machtwort gesprochen.  Während seines 10jährigen Wirkens als Dirigent in Kleinsteinbach schuf sich Werner Armbruster zahlreiche Freunde und die Hochachtung für seine Arbeit. Nicht ohne Wehmut legte er nach der Weihnachtsfeier 1986 den Dirigentenstab nach einer unvergessenen Abschiedsrede nieder. Am selben Abend wurde er zum Ehrendirigenten ernannt.

Erwähnenswert ist noch, daß man unter Leitung von Werner Armbruster bei der vorläufig letzten Reise nach Ruderatshofen, beim dortigen Wertungsspiel im Juli 1986 einen 1. Rang belegen konnte – nach einem ereignisreichen Vorabend – wo der bunte Abend von den Kleinsteinbachern im Alleingang vor ca. 1000 Gästen gestaltet worden war.

Endgültig sollte sein Abschied von Kleinsteinbach aber nicht sein, denn er ist bis heute noch in jeder freien Minute mit der Trompete aktiv dabei und hatte auch schon einige Male Gelegenheit, seine moralische Verpflichtung als Ehrendirigent einzulösen.

An Emil Dörflers Liebe zu den Bergen in Südtirol sollten auch die Mitglieder des Musikvereins teilhaben dürfen und so wurden mehrere Ausflüge dorthin unternommen, die unvergessen bleiben werden und immer wieder nachhaltige Eindrücke bei den Teilnehmern hinterließen.

Werner Armbruster hatte Ende der 70ger Jahre durch seine gezielte Aufbauarbeit die Blaskapelle auf einen Stand von 35 Musikern bringen können, indem er die Jugendlichen in die Blaskapelle integrierte.

Danach gestaltete sich die Jugendarbeit wieder schwieriger. Ein ständiges Kommen und Gehen machte eine gezielte Aufbauarbeit nicht möglich. Eine eigenständige Jugendabteilung wäre unterbesetzt gewesen. Dennoch unternahm man unter Jugendleiter Klaus Frey, der 1980 die Nachfolge von Kurt Kunzmann angetreten hatte, den Versuch, eine Jugendkapelle zu gründen. Diese wurde 1981-83 von Michael Löffel musikalisch geleitet. Hans Dörfler fungierte als Stellvertreter des Jugenddirigenten.

Die Neuwahlen bei der Jahreshauptversammlung 1981 brachten im Vorstand eine Veränderung. Dieter Krauß trat an die Stelle von Karl Faigle als Kassier, der dieses Ressort von Franz Staudner 1975 übernommen hatte und mit viel Geschick führte. Mit Dieter Krauß hatte man einen würdigen, umsichtig und klug planenden Nachfolger gefunden, der es verstand, die Finanzen im Sinne einer erfolgreichen Vereinsarbeit zu verwalten.

1982 konnte auch die Übernahme des 2. Raumes im oberen Geschoß des Vereinsheimes gefeiert werden, nachdem dieser dankenswerterweise von der Gemeinde zur Verfügung gestellt worden war. Dieser mußte ebenfalls von grundauf renoviert werden und dient heute als Aufenthalts- und Sitzungsraum. 

Nach all den Jahren stellte Emil Dörfler sein Amt zur nächsten Jahreshauptversammlung zur Verfügung, wo Gustav Bauer im Jahre 1983 die Leitung des Musikvereins übernahm.